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Forschungsprojekt "Sprache der Arztbriefe"

Forschungsprojekt „Sprache der Arztbriefe“

Laufzeit: Januar-Dezember 2018
Finanziert durch den Strategischen Forschungsfonds der Heinrich-Heine-Universität (SFF)
Projektassistenz: Julia Riedel B.A. (WHB), n.n. (SHK)

„Was will mir der Kollege damit sagen?“ – Unverständliche Arztbriefe sind Ursache zahl- und folgenreicher Missverständnisse. Um der innerfachlichen Informationssicherung zu dienen, müssen sie u.a. präzise und schlüssig formuliert sein. Dies ist umso wichtiger, weil sich Arztbriefe als wesentliches Kommunikationsmittel in den ärztlichen Behandlungsprozess einfügen. ÄrztInnen müssen darauf vertrauen können, dass sie alle relevanten Informationen in nachvollziehbarer Weise in einem Arztbrief vorfinden. Arztbriefe erfüllen keine Metafunktion innerhalb der Arzt-Arzt-Kommunikation, sie sind eine eigenständige, professionalisierte Kommunikationsform. Dennoch liegen bislang keine gesicherten Standards zur Produktion und/oder Rezeption vor. Bis heute entwickeln ÄrztInnen ihre textuellen Kommunikationsfähigkeiten intuitiv, nebenbei und ohne ausdrückliche Instruktionen. Häufig erweist sich dieses scheinbar selbstverständliche Fundament als nicht ausreichend tragfähig. ÄrztInnen sind für die wichtige Aufgabe der Fachtextproduktion und -rezeption im Beruf nicht ausreichend geschult, weil qualitative Untersuchungen zu Arztbriefen, aus denen sich Standards ableiten ließen, fehlen. Daraus ergeben sich schwerwiegende Probleme, beginnend im Medizinstudium und endend bei der Patientengesundheit: Eine von mir begleitete Befragung zur Verständlichkeit von Arztbriefen belegt, dass viele ÄrztInnen therapierelevante Informationen nicht richtig verstehen können. Zudem zeigte sich in dem von mir verantworteten interdisziplinären Workshop „Verständliche Befundübermittlung“, dass Medizinstudenten große Schwierigkeiten haben, Befunde zu verstehen – geschweige selbst zu verfassen.


Das zentrale Anliegen des Projekts ist die systematische Herausarbeitung und Bewertung von sprachlichen und (fach-)textlinguistischen Besonderheiten in Arztbriefen sowie die Festlegung und Überprüfung von linguistischen Kategorien für eine Beschäftigung im Rahmen weiterer Forschung. Eine integrative und strukturell-funktional angelegte Analyse von Arztbriefen soll systematische Probleme und sprachliche „Fehler“ aufdecken. Arztbriefe werden mit dem Ziel der Identifikation von verstehensrelevanten Problemen u.a. grammatisch-syntaktisch, semantisch und pragmatisch untersucht. Die Befunde sollen in Zusammenarbeit mit ÄrztInnen aufbereitet werden, so dass eine Manualisierung für die Aus- und Fortbildung möglich wird.