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Recht als Text

Dietrich Busse: Recht als Text

Die Arbeit hat das Ziel, am Beispiel der interpretativen bzw. semantischen Arbeit der Juristen mit Gesetzestexten eine herausragende Form der institutionellen Funktion von Sprache sprachwissenschaftlich zu untersuchen. Ausgehend vom Erkenntnisstand der modernen Textlinguistik wird zunächst der Textcharakter der Gesetzestexte näher bestimmt. Danach wird diskutiert, ob der gängige linguistische Begriff der „Textfunktion“ auf die Funktionsweise der Gesetze angewendet werden kann; die üblichen textlinguistischen Funktionszuschreibungen (etwa als „normative“, „regulative“, „direktive“ Textfunktion usw.) werden diskutiert und kritisiert. Die Bezeichnungsmöglichkeiten juristischer Textfunktionen werden dann anhand einer Wortschatzanalyse im Deutschen untersucht.

Das Schwergewicht des Buches liegt aber im Bereich der Semantik; genauer: in zwei ausführlichen empirischen Einzeluntersuchungen der juristischen Auslegungs- und Anwendungsarbeit mit Gesetzestexten. Am Beispiel einmal der kanonischen Interpretation des Diebstahlparagraphen des Strafgesetzbuches und zweitens eines zivilrechtlichen Falles zur Mängelhaftung beim Gebrauchtwagenkauf wird diese Arbeit v.a. daraufhin untersucht, welche Rolle in ihr sprachliche Elemente (Texte, Wörter, Textbeziehungen, semantische Beziehungen) und sprachliche Handlungen (wie Bedeutungsbestimmungen, Referenzvollzüge usw.) spielen. Dabei wird deutlich, daß die juristische Auslegungsarbeit ein komplexer Vorgang der Vernetzung von fachlich und institutionell vorgeprägten Sprach- und Wissensdaten ist, der mit dem herkömmlichen Begriff der ‚Interpretation‘ nur sehr unzureichend erfaßt wird. Am Ende der Untersuchung steht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Aspekt der Institutionalität der Rechtssprache; zu diesem Zweck werden die soziologischen und juristischen Definitionen von „Institution“ insichtlich ihrer Anwendbarkeit auf die Rechtssprache bzw. die juristische Sprach- und Textarbeit untersucht.

Die Arbeit stellt einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung des institutionellen Sprachgebrauchs dar, der über die bisherigen fachsprachenlinguistischen Beschreibungs- und Erklärungsansätze erheblich hinausgeht.

Dietrich Busse:

Recht als Text.

Linguistische Untersuchungen zur Arbeit mit Sprache
in einer gesellschaftlichen Institution.

Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 1992, 366 S.
(Reihe Germanistische Linguistik Bd. 131)

[vom Verlag aus dem Programm genommen; Restexemplare noch verfügbar]

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