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Öffentliche Kommunikation über Sprache: Das Beispiel Rechtschreib-Reform

Arbeitsbereich 3

Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt des Themenbereichs "Sprache und Öffentlichkeit" ist die öffentliche Reflexion über Sprache und Sprachliches. Angefangen von den divergenten Meinungen über Dialekte in verschiedenen Regionen des deutschen Sprachraums, über die Urteile und Vorurteile gegenüber Gruppensprachen und Soziolekten (Jugendsprache, "Slangs" usw.) und schließlich die beliebte Klage und Polemik gegenüber dem Einfluss von Fremdsprachen auf den öffentlichen Sprachgebrauch im Deutschen bis hin zur öffentlichen Polemik über die Rechtschreib-Reform gibt es zahlreiche öffentlich veranstaltete Diskurse über Sprache, in denen die zugrundeliegenden Spracheinstellungen der Disputanten zu Tage treten. 

Unter Spracheinstellungen versteht man in der neueren Sprachgermanistik (Sprachgeschichte und Soziolinguistik) Einstellungen von Sprechern einer Sprache zu ihrer eigenen Sprache, zur Sprache anderer Mitglieder ihrer Sprachgemeinschaft oder auch zu Sprache generell. Dies schließt Einstellungen dazu ein, was Sprache ist, wie Sprache funktioniert, wie Sprache (die eigene, diejenige anderer) auszusehen und gebraucht zu werden hat. Solche Spracheinstellungen wurden bisher nur in Bezug auf Dialekte etwas intensiver erforscht. Laut von Polenz (1991), einem der bedeutendsten neueren Sprachhistoriker, kann man aber einen generellen Einfluss von dem, was man nach ihm als "sprachideologische Grundeinstellungen" bezeichnen kann, auf den Sprachgebrauch und damit aber auch auf die Sprachentwicklung und den Sprachwandel feststellen.

Besonders virulent wurden Einstellungen zur Sprache in der öffentlichen Diskussion über die jüngste Rechtschreibreform - und damit dem Kernthema des öffentlichen Interesses an der Sprache schlechthin (sieht man einmal vom Fremdworteinfluss ab). Ziel eines in diesem Schwerpunktbereich laufenden Arbeitsvorhabens ist die Rekonstruktion der in der Rechtschreibreform-Diskussion zum Ausdruck kommenden Spracheinstellungen, das Herausarbeiten der darin wirksam gewordenen Topoi sowie die Rekonstruktion der Einwirkungen, die Spracheinstellungen auf verschiedene Argumentationslinien der Debatte gehabt haben. 

 

Leiter: Jan Funken

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