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Vorlesungsreihe „Woraus wird Morgen gemacht sein?“

Thema

Klimakatastrophen, Flüchtlingskrise, Ressourcenknappheit, soziale Kälte und die stetig größer werdende Schere zwischen Arm und Reich schüren vielfältige Zukunftsängste und verdüstern unseren Blick auf das Morgen – gefundenes Fressen für Populisten und rechte Leader. Das seit Mitte der Nuller Jahre anhaltende Krisenszenario spaltet Europa und unsere Gesellschaft zunehmend. Angesichts dieser durch Stagnation und Reaktion gekennzeichneten Gegenwart fragt die Vorlesung nach Denkräumen, Strategien und Impulsen, die uns neue Horizonte eröffnen: wie ist es uns möglich, den gegenwärtigen Problemen gestaltend und bildend zu begegnen?

Im Transfer zwischen früher und heute – einem Rückblick auf das Gründungsjahr des Bauhaus und der Weimarer Republik - folgen die Referenten in den Bereichen Philosophie, Literatur, Kunst, Musik und Architektur der Spur eines widerständigen Denkens und Handelns (Hauntoplogy). In der Heimsuchung durch die Gespenster der Vergangenheit – der Ideen, Entwürfe und Projekte einer bis heute nicht abgeschlossenen Moderne – vermag vielleicht auch der einstmalige ‚außerordentliche Enthusiasmus für das Neue’ unser gegenwärtiges Denken und Handeln zu beflügeln - ganz im Sinne Hannah Arendts: Jeder Mensch hat die Fähigkeit, etwas zu beginnen, da wir alle qua Geburt Anfänger sind. 

Wir dürfen sehr gespannt sein auf einen Vortrag des in Amsterdam tätigen Architekten und Designtheoretikers André Günther, der zunächst den dystopischen Charakter des Bauens der Moderne zu entlarven versucht, um dieser alarmierenden Bestandsaufnahme unserer Gegenwart Blitzlichter von neuen Wegen und Handlungsräumen  gegenüberzustellen. 

Es ist uns außerdem eine große Freude Frau Prof. Dr. Vittora Borsò für unser Vorhaben gewinnen zu können, die im Zuge einer Umdeutung der Grenzen – affektiven Grenzen – das Ökologische Potenital des Ästhetischen näher befragen wird. Frau Cornelia Buchheim, Gästschülerin in der Klasse Rita McBride an der Kunstakademie Düsseldorf, wird die Vorlesungsreihe um eine künstlerische Perspektive – in Form einer performativen Lesung – erweitern und lädt zu Skizzen zwischen Poesie und Klartext ein. Abschließen wird die Vorlesungsreihe mit einem Vortrag der derzeit wohl engagiertesten Schulreformerin Frau Magret Rasfeld, die einen radikalen Paradigmenwechsel einfordern und für mehr gesellschaftliches Engagement ermutigen wird.

Programm

21.05: André Günther

„Morgen bauen. U/Dystopische Beobachtungen zur Moderne im Wandel“

Unsere Gegenwart akzelerierter Gleichzeitigkeit und allumfassenden Produktionsdenkens reagiert zu langsam auf die sich abzeichnende Katastrophenkaskade des Klimawandels. Das seit Jahren andauernde Jetzt technokratischer Verwaltung und kapitalistischem Wachstumsdenkens versperrt den Blick auf unsere Zukunft, der wir mit kognitiver Dissonanz begegnen. 

Von Stadt über Land bis zum Alltagsgegenstand offenbart sich uns der Triumph der Moderne in ihrer Allgegenwärtigkeit. Global jedoch ähneln sich unsere Städte zunehmend, AirSpace, Suburbia und Infrastrukturen breiten sich aus. Bauen ist nicht viel mehr als durchrationalisierte und regulierte 3D-Finanzkalkulation zum Setzen ästhetischer (Marken-) Zeichen. Während wir hektisch dem uns ersetzenden Algorithmus entgegen schuften, wird ubiquitäre Kontrolle unsichtbarer und bedrohlicher.

Aus dem als Dystopia erkannten Jetzt schauen wir auf das Damals wie auf das Übermorgen. Wir wandeln im Schatten der Moderne und träumen die neue schauerlich-abenteuerliche Welt des Klimawandels. Im Depot der staubigen Zukunftsbilder besichtigen wir moderne Zukunftssackgassen und erhaschen Blitzlichter von neuen Wegen. 

Wovon träumen wir, wenn der Wunsch nach der suburbanen Villa mit Doppelgarage dem Planeten zu viel wird?

 

04.06: Prof. Dr. Vittora Borsò

„Grenzzonen der Affektion: Reflexionen zum Ökologischen Potential des Ästhetischen“

Vor dem Hintergrund der in den Diskussionen zur Geopolitik formulierten Kritik entwickelt der Vortrag die Vision einer Umdeutung der Grenzen als affektive Grenzen  ganz  im Sinne der damaligen in allen Sparten wirksamen Entgrenzungsarbeit des Bauhaus.

 

02.07: Cornelia Buchheim

 „Skizzen zwischen Poesie und Klartext“

Macht Sie Überzähligkeit nervös?

Folgender Präzedenzfall liegt in seiner ganzen exemplarischen Beharrlichkeit vor - Sie sollen zählen und wollen auch dazu zählen und da erkennen Sie plötzlich, dass Sie nicht erkennen, wer schon gezählt wurde und wer noch gezählt werden muss. Diese Unschärfe macht Sie nervös.

Oder ist die Wirklichkeit schon so lange unscharf, dass Sie sich bereits damit arrangiert haben?

Das Gewohnheitstier und andere Anima zählen auf jeden Fall.

Aber weil das kollektive Bewusstsein gerade so schön schläft und wir auch nicht wissen, was genau wir da erwecken würden, lenken wir unseren Fokus auf etwas anderes – nicht auf die Leere im Zentrum, sondern auf die Fragen im Rest-raum.

Wer hat überhaupt eine Frage gehört? Wann haben Sie nur Geräusche gehört? Wie steht es um Ihr Um-sich-selbst-wissen? Laufen Sie ins Private auf- oder abwärts? Sind Sie immer noch der Meinung, dass unser Treffpunkt in der Zukunft liegt?

Nehmen Sie den Schein wörtlich, fangen Sie nicht mit der Rechnung an!

Rechnungen haben etwas mit Recht zu tun und wir wissen noch nicht, wer Recht hat.

Einladung zu Skizzen zwischen Poesie und Klartext.

 

16.07: Margret Rasfeld

„Das Neue wagen. Für die Welt, in der wir leben wollen.“

Unsere Gesellschaft braucht mutige und kreative Zukunftsgestalter. Junge Menschen, die über ausgeprägte Lösungskompetenzen verfügen und die es gewohnt sind, Verantwortung zu übernehmen, für sich, für andere und für unseren Planeten. Wagen wir, Bildung neu zu denken, groß zu denken. Für die Welt in der wir leben wollen.

Veranstaltungsdetails

Beginn: 21.05.2019, 19:00 Uhr
Ende: 16.07.2019, 22:00 Uhr
Ort: Haus der Universität, Düsseldorf
Verantwortlichkeit: